U30 Camp 2022 am Bodensee – Bericht von Chiara und Veronika

Vier entspannende und informative Tage haben rund 20 junge MS-Betroffene gemeinsam mit fünf Angehörigen im Juli 2022 am Bodensee verbracht. In diesem Jahr war das Camp zum ersten Mal im „Haus Insel Reichenau“ zu Gast. Das Haus liegt direkt am See. Organisiert und begleitet wurde das U30-Camp von Sonja Waschilowski, Sozialberaterin in der MS-Beratungsstelle Kassel. Die DMSG Hessen und der baden-württembergische Landesverband AMSEL haben zum U30 Camp eingeladen. Eindrücke und Erlebnisse im U30 Camp haben Chiara und Veronika aufgeschrieben.

Wenn wir ehrlich sind, wussten wir nicht so ganz, was auf uns zukommt. Vier Tage mit fremden Menschen im selben Alter und mit der gleichen Diagnose – kann das gut gehen? Mehrbettzimmer in Zeiten, in denen wir es nicht mehr gewohnt sind, fremden Menschen näherzukommen. Doch wir wurden positiv überrascht.

Wir haben uns viel in der Gruppe ausgetauscht, die Gespräche waren sehr intim und uns allen ist klar geworden, dass jede:r in der Runde den anderen versteht. Hier waren wir „normal“, was im Freundeskreis nicht unbedingt der Fall ist. Unsere Freunde kennen beispielsweise die Fatigue nicht und verstehen vielleicht nicht immer, warum wir deshalb mehr Pausen brauchen als andere.

Am Samstag gab es dann die Expertenrunden. Zum einen zum Thema Neurologie und Reha und zum anderen zum Thema Psychosomatik. Hier haben wir unsere Runde in 2 Gruppen aufgeteilt und durften abwechselnd mit den Experten Prof. Christian Dettmers und Dr. Daniel Watolla sprechen. Hier konnten auch die fünf mitgereisten Angehörigen ihre Fragen stellen, die ihnen am Herzen lagen. Denn Angehörige haben nochmal andere Bedenken und Fragen als wir MS-Patienten.

Abends schipperten wir bei tollem Wetter mit dem Solarschiff „Helio“ über den Bodensee. Das war wunderschön und sehr entspannend, nach dem vielen Input des Tages. Danach haben wir spontan nochmals das Lagerfeuer entzündet, denn immerhin war das bereits unser letzter gemeinsamer Abend. Am Sonntag hatten wir ein Geburtstagskind– so gab es erstmal ein Ständchen und Kuchen für alle. Daneben gab es auch wieder einen Gruppenaustausch und natürlich eine Feedbackrunde. Wir haben das Wochenende Revue passieren lassen, was sehr emotional war, denn wir sind recht schnell sehr eng zusammengewachsen. Nach einem gemeinsamen Kaffee ging es dann nachmittags nach Hause.

Wenn uns vorher jemand gesagt hätte, wie wichtig dieses Wochenende für uns werden würde, hätten wir gesagt: „Ach was.“ Doch dieser Austausch unter Gleichaltrigen ist wichtiger als gedacht. Wir haben andere Sorgen als beispielsweise unsere Freunde oder unsere meist älteren Bekannten aus unseren Kontaktgruppen vor Ort – sofern wir überhaupt in so einer Kontaktgruppe sind. Bei uns spielen Dinge wie MS und Schwangerschaft oder MS und Beruf noch eine sehr große Rolle und daher war dieses Wochenende für uns ein tolles MUSS.

Ein besonderer Dank gilt unserer großartigen Unterkunft Haus Insel Reichenau und der DMSG – so ein Angebot ist einfach super! Aber der meiste Dank gilt Sonja und Samu, danke dafür, dass ihr euch die Zeit für uns genommen habt, die Gespräche toll moderiert und uns den Raum gelassen habt, uns untereinander auszutauschen. Unser Dank gilt ebenfalls allen anderen Teilnehmer:innen – es war einfach toll und wir haben uns wie in einer Familie gefühlt – gut aufgehoben und verstanden!

Chiara und Veronika

Organisiert und betreut wurde das U30 Camp von Sonja Waschilowski, sie ist Sozialarbeiterin bei der DMSG Hessen. Fachliche Unterstützung gab es von Michael Hägle, Sozialarbeiter und Berater beim AMSEL Landesverband. Tatkräftige Unterstützung vor Ort leistete  Samuel Keil, Ehrenamtlicher von der Selbsthilfegruppe Darmstadt.

Prof. Christian Dettmers ist Neurologe, Ärztlicher Leiter der Neurorehabilitation der Kliniken Schmieder Konstanz und Mitglied im Expertenrat des Ärztl. Beirats der Amsel. Dr. med. Dipl.- Psych. Daniel Watolla ist Psychologe und Doktor der Medizin.

Save the date! Das nächste U30 Camp findet vom 22.-25.06.23 auf der Insel Reichenau statt.